Erschienen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 13.09.2023
Nur eine internationale Kooperation kann das Klimaproblem lösen. Das zu ignorieren ist naiv und gefährlich. Ein Gastbeitrag.
Hans-Werner Sinn hat in der F.A.Z. eine durchaus scharfe Kritik an der deutschen Klimapolitik veröffentlicht, die vor allem den deutschen Alleingang als falsch und kontraproduktiv geißelt. Der Energieökonom Lion Hirth unterzieht diese Kritik, ebenfalls in der F.A.Z., einem „Realitätscheck“, der zum Ergebnis hat, Sinns Analyse sei falsch und die Klimapolitik Deutschlands richtig. Er gelangt zu diesem Urteil allerdings nicht, indem er Fakten anführt, die Sinn widersprechen, er stellt ihm lediglich Behauptungen entgegen. Zeit, sich die Fakten einmal anzusehen.
Beginnen wir mit der Kontroverse um den Alleingang. Hirth bezeichnet die Forderung Sinns nach internationalen Abkommen als „naiv“, weil die sowieso nicht zustande kommen und weil sich auch ohne ein solches Abkommen schon sehr viel tue auf der Welt. Um zu überprüfen, ob dem wirklich so ist, kann man sich die globalen CO2-Emissionen ansehen, die in der Grafik abgetragen sind.
Die obere Linie zeigt die globalen Emissionen, die untere die Emissionsmengen, die sich ergeben, wenn die Deutschlands abgezogen werden. Die Grafik zeigt, dass erstens die globalen Emissionen ungebrochen steigen, zweitens eine rein nationale Klimaneutralität Deutschlands darauf überhaupt keinen Einfluss hätte und drittens, dass der einzige Rückgang der Emissionen durch die Corona-Pandemie verursacht wurde. Die Pandemie hat eine (wenn auch unfreiwillige) global koordinierte Reduktion des Einsatzes fossiler Brennstoffe bewirkt, und nur eine solche hilft gegen den Anstieg der CO2-Emissionen.