![Prof. Dr. Ronnie Schöb • Lehrstuhl für Finanzwissenschaft • Fachbereich Wirtschaftswissenschaft]()
Deutschlands Sozialstaat bietet mehr als 160 Leistungen. Für Wirtschaftswissenschaftler Ronnie Schöb ist das „Wildwuchs“. Im Interview zeigt er die Mängel des Bürgergelds auf. Die geplante Kindergrundsicherung würde ein „weiteres, paralleles System aufbauen“. Schöb nennt eine radikale Lösung.
Mehr arbeiten lohnt sich kaum, sagt Wirtschaftswissenschaftler Ronnie Schöb – und weist seit Jahren auf die Absurditäten im Sozialsystem hin. Reformen ließen gleichwohl auf sich warten, kritisiert der Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft mit dem Schwerpunkt internationale Finanzpolitik an der Freien Universität Berlin im WELT-Interview. Im Zuge des Haushaltsstreits nimmt die Debatte nun wieder an Fahrt auf.
WELT: Viel ist derzeit vom Abbau des Sozialstaates zu hören. DGB-Chefin Yasmin Fahimi beispielsweise sagt, Finanzminister Christian Lindner würde „die Axt anlegen“. Hat sie recht?
Ronnie Schöb: Ich sehe keinen Abbau des Sozialstaates. Im Gegenteil, die Sozialleistungsquote steigt tendenziell weiter an. Sich anzuschauen, wie man die sozialen Systeme effizienter gestalten kann, ist ja kein Abbau, sondern eher eine Frage, wie verantwortungsvoll der Staat mit Steuergeldern umgeht. Wenn diejenigen, die die Steuern zahlen, den Eindruck haben, dass ihre Mittel sinnvoll verwendet werden, dann steigert das die Akzeptanz unseres Sozialstaats.